Die musikalische und rituelle Analyse der Ehl-i Hak Cem Tonarten im Kontext der Heiligkeit der Musik

Abstract

Die Cem-Andachten, die ein Bestandteil des alevitischen Glaubenssystems sind, enthalten neben glaubensbasierten Ritualen auch musikalische Elemente. Dabei spielen die Cem-Andachten im Kontext von Glaube und Musik die wichtigste Rolle zum Zwecke der Hochhaltung und Übertragung der als heilig angesehenen Musik. Angesichts dieser Eigenarten bilden die Cem-Rituale eine der elementarsten Quellen der mystischen Volksmusik. Die heilige Stellung der Glaubensmusik, die in allen alevitischen Gemeinschaften geteilt wird, wird in der Ehl-Hak Gemeinschaft gemäß der Tradition einer bestimmten Tonart (makam) interpretiert und bis in die Gegenwart hinein hoch gehalten. Dabei hat diese Tonart-Tradition ihre Ursprünge in den Ereignissen der Mythen der Ehl-i Hak Gemeinde, die in mythologischen Zeiten ohne Textgesang, einfach nur über pure Musik geschildert wurden. Die Ehl-i Hak Cem- Tonarten werden als “allegorische Tonarten” (“Mecazi Makamkar”) und als “echte Tonarten” (“Hakiki Makamlar”) in zwei Hauptgruppen zusammengefasst.

Der vorliegende Artikel informiert über die neunundzwanzig allegorischen und zweiundsiebzig echten Tonarten, die wir während unserer Feldforschungen im Iran im Rahmen unserer Sammlungen und Interviews entdeckt haben. Nach der Vermittlung dieser Informationen geht die vorliegende Arbeit auf die genannten Tonarten hinsichtlich ihrer Melodie und ihrer rhythmischen Eigenschaften ein und analysiert ausgehend von jenen Gefühle, die während der Vorführung beim Künstler und bei den Zuschauern hervorgerufenen werden, die heilige Stellung der Tonarten, die sie innerhalb der Cem-Rituale verkörpern und erörtert nach rituellen Gesichtspunkten ihre funktionellen Seiten, welche die mystische Kommunikation und das flehentliche Bitten (niyaz) innerhalb der Cem-Gemeinde sicherstellten und widmet sich außerdem der musikalischen Analyse der Tonarten.