Eine Untersuchung über die Rolle des Gesichts bei Virani Baba

Abstract

“Die Verherrlichung des Menschen” bildet eine der Grundeingenschaften der Bektaschi-Literatur. Diese Eigenschaft zählt zu den Eckpunkten, durch die sich die Bektaschi-Literatur von den Literaturvorstellungen anderer Religionsgruppen unterscheidet. Die Verherrlichung des Menschen erfolgt überwiegend über die Hervorhebung des - menschlichen - “Gesichts”. Das Bektaschitum und die Bektaschi- Literatur sind seit Seyyid Nesimî unter den Einfluss des Hurufismus geraten. Virânî Baba, der zu den sieben großen Vertretern dieser Literatur zählt, war ebenfalls ein Hurufi-Dichter.

Da er vielmehr im Stil der Volksdichtung schrieb, beträgt sein Einfluss auf die Bektaschi-Dichter vermutlich nicht weniger als der Einfluss von Seyyid Nesimî, der ein Diwan-Dichter war. In seinen Gedichten spielt das Loben des Imam Ali und der Zwölf Imame eine wichtige Rolle. Zu den wichtigen Themen, die er in seiner Dichtung behandelte, zählen das Gesicht und der Mensch, der über die Symbolik des Gesichts beschrieben wird: Auf dem Gesicht des Menschen gibt es sieben Linien, die aus vier Wimpern und aus zwei Augenbrauen und aus einer Locke (Haar) bestehen. Der Kosmos besteht aus vier Elementen (Luft, Wasser, Erde, Feuer). Durch die Multiplikation der Zahl sieben mit der Zahl vier erhält man die Zahl achtundzwanzig (28) - manchmal auch zweiunddreißig (32). Dies entspricht der Anzahl der arabischen Buchstaben und wie bekannt ist, wurde auch der Koran mit diesen Buchstaben geschrieben. Daher wird das Gesicht des Menschen wie der Koran verstanden. Das Gesicht verkörpert zugleich auch die Eröffnungssure des Koran (Al-Fatiha). Denn die Anzahl der Linien auf dem Gesicht entspricht der Anzahl der Verse in dieser Koran-Sure... Das Gesicht ist heilig, weil es die Eröffnungssure (Al-Fatiha) und den ganzen Koran verkörpert. Außerdem verkörpert das Gesicht auch die Kaaba (Kâbe) und die muslimische Gebetsrichtung (kıble).... Aufgrund dieser Eigenschaften sollte der Akt der Niederwerfung (secde) dem Gesicht und dem Menschen gelten, welcher der Besitzer des Gesichts ist. Diejenigen, die dies nicht praktizieren, sind der Teufel... Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Glaubensvorstellungen bei Virânî über das Gesicht und über deren Einfluss auf die Bektaschi-Literatur.