„Einheit, Größe, Lebenskraft“ von Chorasan bis Anatolien: Sozialer Zusammenhalt bei den alevitisch-bektaschitischen Sultanen der Musik und Dichtung

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.24082/2024.abked.456

Schlagworte:

Hadschi Bektasch Weli, Alevitisch-Bektaschitische Dichtungstradition, Aşık, Zakir, Sozialer Zusammenhalt

Abstract

Der türkisch-islamische Mystiker Hünkar Hadschi Bektasch Weli, einer der „Heiligen von Chorasan“, der Bote der Freundschaft und Liebe, der in den Grenzen der historischen Region Chorasan geboren wurde und sich später in Anatolien niederließ, und die alevitisch-bektaschitischen Volksdichter (ozan), die in seine Fußstapfen traten und Gedichte über eine Vielzahl von Themen verfassten, zeichneten sich durch ihr starkes Interesse am gesellschaftlichen Leben aus, das sich an den zahlreichen Verweisen auf das Thema des sozialen Zusammenhalts in ihren musikalischen und lyrischen Schöpfungen erkennen lässt. Die Sultane der Musik und Dichtung verschrieben sich schon früh der Tradition von Volksgesang und -dichtung, behandelten in ihren Gedichten und Liedern den alevitisch-bektaschitischen Glauben und die alevitische Kultur und standen mit ihren zutiefst berührenden Botschaften für Einheit und Zusammenhalt und gegen Zwietracht und Spaltung ein.

Im Fokus dieser Studie stehen die Lehren von Hacı Bektaş Veli und die alevitisch-bektaşische Dichtungstradition, wobei hervorgehoben wird, dass die Sultane der Musik und Dichtung in vielerlei Hinsicht ein starkes Modell für den sozialen Zusammenhalt geschaffen haben. Die Studie nutzt die Methode der Dokumentenanalyse, um anhand von Beispielen aus alevitisch-bektaschitischen Gedichten die Position der Volksdichter in Bezug auf den sozialen Zusammenhalt zu verorten. Im Ergebnis zeigt sich, dass in den Gedichten der Volksdichter, an denen sich die Lebendigkeit der Tradition der Volksdichtung im Alevitentum und Bektaschitentum und ihre Verbreitung in den Talip-Gemeinden ablesen lässt, der Aspekt des sozialen Zusammenhalts stark in den Vordergrund tritt. Das Zusammenwachsen und Zusammenhalten der Gesellschaft, in der sie leben, ist für die Dichter eine Problematik, der sie keineswegs gleichgültig gegenüberstehen. So betonen sie in ihren Gedicht Themen wie Einheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Frieden, die Vermeidung von Zwietracht und Spaltung und die Ablehnung von Diskriminierung aufgrund von Religion, konfessioneller Zugehörigkeit und ethnischer Herkunft. Diese Gedichte erfüllen eine wichtige Funktion bei der Sicherstellung des sozialen Zusammenhalts und der intergenerationellen Vermittlung und Weitergabe des Glaubensweges und seiner Praxis in der alevitisch-bektaschitischen Dichtungstradition. Daher können das Vermächtnis von Hadschi Bektasch Weli und die Werke der alevitisch-bektaschitischen Dichter als universelle, zeitlose, äußerst integrative und wirksame Instrumente zum Abbau aller Arten von Polarisierung gelten. Während die Person Bektasch Welis in ihrer Heiligekeit an sich bereits zur Stärkung und Aufrechterhaltung des sozialen Zusammenhalts beizutragen vermag, hat die alevitisch-bektaschitische Dichtungstradition angesichts ihrer unverminderten Relevanz in der heutigen Welt das Potenzial, Solidarität und Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern.

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Veröffentlicht

2024-06-27

Zitationsvorschlag

[1]
Akın, E. und Üstündağ, K. 2024. „Einheit, Größe, Lebenskraft“ von Chorasan bis Anatolien: Sozialer Zusammenhalt bei den alevitisch-bektaschitischen Sultanen der Musik und Dichtung. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 29 (Juni 2024), 37–91. DOI:https://doi.org/10.24082/2024.abked.456.

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