Eine Analyse des Aşık-Zakir-Verhältnisses in der Alevi-Bektaşi Tradition am Beispiel des Volksdichters und -sängers Âşık Ummanî aus Sivas

Autor/innen

  • Nilgün Çıblak Coşkun Mersin Universität

DOI:

https://doi.org/10.24082/abked.2016.14.002

Schlagworte:

Alevi-Bektaşi Dichtung, Volksdichter und -sänger aus Sivas, Âşık Ummanî, Trägerfamilie der Ağuiçen (Ağuiçen Ocağı), Zakir

Abstract

Der Dienst des Zakir (Sazspieler und Sänger) gehört in der Alevi- Bektaşi- Tradition zu den rituellen “zwölf Diensten”, welcher einen der unverzichtbaren Hauptbestandteile der alevitischen Gottesdienste (cem) bildet. Der Zakir nimmt während der Gottesandacht (cem) gleich neben dem Dede (Geistlicher, der die rituelle Cem-Andacht leitet) Platz und trägt mit seinen religiösen Liedern und Gedichten (nefes), die er mit seiner Saz (Saiteninstrument) begleitet, dazu bei, dass der Gottesdienst vollzogen wird. Traditionell werden die Zakir in zwei Gruppen betrachtet: zum einen handelt es sich um die Gruppe derer, die als Zakir nur die religiösen Cem-Gedichte und Cem-Lieder der Volksdichter Şah Hatayî, Pir Sultan Abdal, Kul Himmet o.ä. vortragen und zum anderen gibt es darüber hinaus noch die Zakir-Gruppe derer, welche die oben erwähnten religiösen Lieder und Gedichte singen und zugleich auch noch den Titel des Aşıklık (wandernde Volkssänger und -dichter, die selbstlos lieben) mit sich führen. Diejenigen Zakir, die in die zweite Gruppe fallen und sich durch einen mystisch - verstandenen Liebestrunk (bade içme) im Traum auf den Weg des leidenschaftlich Liebenden Volkssängers (âşıklık) begeben oder mit anderen Worten, jene Zakir, deren Inspirationsquelle heilig ist und die im Laufe der Zeit bei den Zakir-Diensten eingesetzt werden, haben ein großes Ansehen in der Gesellschaft.

Âşık Ummani, der in diesem Artikel untersucht wird, ist ein alevi-bektaşi Volksdichter, der in der Region Sivas zur Welt kam und nach einem Liebestrunk, den er im Traum aus der Hand eines Heiligen (pir) trank, anfing, als Volkssänger zu wirken. Âşık Ummanî hat in den Cem-Andachten als Zakir mitgemacht und war der Trägerfamilie Ağuiçen verbunden, welche zu den alevitischen Trägerfamilien zählt. Er nimmt seit 1992 in den Gottesandachten als Zakir der Trägerfamilie Hacı Bektaş Veli (Hacı Bektaş Veli Ocağı) teil.

Die vorliegende Arbeit befasst sich prioritär mit der Untersuchung des Leben des Volksdichters- und -sängers Âşık Ummanî, seiner selbstlosen Liebe, seiner literarischen Persönlichkeit sowie seiner Gedichte und behandelt darüber hinaus auch seinen Einsatz als Zakir in den Gottesandachten. Die Informationen über das Leben und über die Gedichte dieses selbstlos liebenden Volkssängers und -dichters stammen aus den Gesprächen, die man mit ihm geführt hat. Diese Gedichte wurden hinsichtlich ihrer Eigenschaften in Form, Sprache, Stil und Inhalt untersucht. Ummanî behandelt generell in seinen Gedichten neben sozialen Themen des Lebens auch hauptsächlich Inhalte, die von der Glaubensstruktur der Alevi-Bektaschi Tradition, ihrer Lehren, ihrer Sitten und Bräuche, ihrer Weltbilder handeln.

Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit dem Stellenwert dieser Gedichte in der alevi-bektaşi Literatur und mit ihren Einflüssen auf das soziokulturelle Leben und liefert darüber hinaus Erkenntnisse über den Prozess der Zakir-Werdens von Volkssängern und -dichtern (âşıklar), die der alevi-bektaşi Tradition verbunden sind.

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Veröffentlicht

2017-06-01

Zitationsvorschlag

[1]
Çıblak Coşkun, N. 2017. Eine Analyse des Aşık-Zakir-Verhältnisses in der Alevi-Bektaşi Tradition am Beispiel des Volksdichters und -sängers Âşık Ummanî aus Sivas. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 14 (Juni 2017), 19–60. DOI:https://doi.org/10.24082/abked.2016.14.002.

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