Ein Genehmigungsschreiben des Koçu Baba Ocaks

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.24082/2022.abked.394

Schlagworte:

İcâzetnâme, alevtische Ocaks, Koçu Baba Ocak, Hacı Bektaş Veli Dergâh

Abstract

Seyit Hasan Gazi, der im 13. Jahrhundert gemeinsam mit Hacı Bektaş Veli nach Anatolien kam, ist auch als Koçu Baba bekannt. In der Velâyetnâme wird er als Vater von Abdal Musa und Mehemmed Abdal erwähnt. Da er der Sohn von Seyit Haydar Gazi, dem Onkel von Hacı Bektaş Veli, war, bestand eine Verwandtschaft zwischen den beiden. Es wird angenommen, dass diese Heiligen durch Abstammung von Ibrahim Mükerrem Mujâb, dem Sohn des siebten Imams Musa Kâzım, mit dem Propheten Muhammad verbunden waren und daher als „Seyit“, d.h. als Nachkommen Mohammeds, gelten dürfen. Heute befindet sich in dem Dorf Koçubaba im Bezirk Balışeyh von Kırıkkale eine Pilgerstätte zu Ehren von Koçu Baba. Im Zentrum des Koçu Baba Ocaks und anderen alevitischen Ocaks steht die Treue zu Gott, welche für das alevitisch-bektaschische Glaubenssystem äußerst wichtig ist. Zur Aufrechterhaltung dieser Struktur sind die Nachkommen Mohammeds sehr auf die spirituelle Anleitung ihrer Schüler („Talip“) bedacht. So ist es Tradition, dass mit Zustimmung der dem jeweiligen Ocak angehörigen Lehrmeister (mürşit) Seyits für den für dieses System unabdinglichen Posten des „Dede“ auserwählt wurden und kraft eines als İcâzetnâme bezeichneten Genehmigungs-/Erlaubnisschreibens als Dedes dienten.
Bei dem Dokument, das in dieser Studie analysiert werden soll, handelt es sich um eine seitens des Koçu Baba Ocaks ausgestellte İcâzetnâme. Nach dem derzeitigen Forschungsstand im Bereich des Alevitentums und Bektaschitentums handelt es sich bei den İcâzetnâme, die jeweils durch die Lehrmeister für den Ocak, dem sie angehören, ausgestellt werden, um eine Tradition, die ihren Ursprung im 11. Jahrhundert hat. Verschiedene İcâzetnâme-Typen sind auch deshalb von Bedeutung, weil sie es ermöglichen, die Reihenfolge der Dedes, die in jener Zeit zum Mürşit gewählt wurden, und die Ocak-Zugehörigkeit der Mürşit zu ermitteln. Die Tatsache, dass der Koçu Baba Ocak dem Hacı Bektaş Veli Dergah angegliedert ist und hier die Tradition, sich eine Genehmigung (icâzet) vom Postnishin einzuholen, fortgesetzt wird, gibt zudem Aufschluss über die Hierarchie zwischen den Ocaks. Auch findet sich hierin ein Hinweis auf die historischen Wurzeln des Dede-Status, von dem man im Allgemeinen annimmt, dass dieser vom Vater an den Sohn übertragen wird. Aufgrund ihrer klaren und verständlichen Sprache stellt die hier behandelte, in osmanischem Türkisch verfasst İcâzetnâme ein wichtiges Dokument dar, mithilfe dessen sich der damalige Stil besser verstehen lässt.

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Veröffentlicht

2022-12-30

Zitationsvorschlag

[1]
Sakarlı, N. 2022. Ein Genehmigungsschreiben des Koçu Baba Ocaks. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 26 (Dez. 2022), 229–246. DOI:https://doi.org/10.24082/2022.abked.394.

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