Eine sozialpsychologische Perspektive auf das Identitätsrepertoire von Aleviten im städtischen Leben: Die Rolle von ethnischer Identität, Muttersprache und In-Group-Repräsentationen bei der Selbstkategorisierung

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.24082/2021.abked.288

Schlagworte:

Alevitische Identität, Selbstkategorisierung, Menschheitsbegriff, ethnische Identität, Muttersprache, soziale Identität, soziale Repräsentationen

Abstract

Trotz der zunehmenden Beschleunigung im Bereich akademischer Studien zum “Alevitentum” scheint die Anzahl sozialwissenschaftlicher Studien über “Aleviten” als Träger des Alevitentums und als die sozialen Subjekte, die das Alevitentum gestalten, bislang eher begrenzt. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, wurde in dieser Studie angestrebt, die Prozesse der Identitätsdefinition und der Identitätsbildung von Aleviten aus einer “sozialpsychologischen Perspektive” zu untersuchen. Der Begriff “Menschheit”, der als zentraler Begriffe des Glaubens/der Theosophie und sozialgeschichtliche Besonderheit der Aleviten/des Alevitentums betrachtet wird, nimmt in dieser Studie eine besondere Stellung als Beispiel kollektiver Identitätsbildung ein. Der einschlägigen Fachliteratur zufolge haben Urbanisierung und Modernisierung dazu geführt, dass das Alevitentum verstärkt von außen erlebt wird. Dementsprechend soll im Rahmen der vorliegenden Forschung eine Untersuchung des alevitischen Subjektes im städtischen Leben vorgenommen werden, die dieses auf sein Verhältnis zum Begriff der Menschheit und sein Identitätsrepertoire hinsichtlich “ethnischer Identität”, “Muttersprache” und “sozialer Repräsentationen gegenüber der In-Group” durchleuchtet. Im Rahmen der Studie wurde in Istanbul und Izmir eine Befragung mit 142 alevitischen Teilnehmern (Altersdurchschnitt = 37,4) durchgeführt, unter denen sich 64 Frauen befanden. Die gewonnenen Daten wurden mittels Inhaltsanalyse, deskriptiver Analyse, Kappa-Analyse, Chi-Quadrat-Analyse und einfaktorieller Varianzanalyse ausgewertet. Demnach machen Identitätselemente aus der übergeordneten Abstraktionsebene, die auf Verwendung der kollektiven Identitätskategorie “Menschheit” basiert, 9,6% der von den Teilnehmern angegebenen Identitätsaussagen/-elemente (f = 1136) aus. Es konnte festgestellt werden, dass die Häufigkeiten der Verwendung der Kollektivdentität Menschheit, der Gruppenidentität und der persönlichen/relationalen Identität bei den Teilnehmern von der ethnischen Identität und der Muttersprache abhängen. Bei den sozialen Repräsentationen gegenüber der In-Group traten fünf Kategorien hervor: Aleviten präsentierten sich selbst entlang (1) ihrer Identität Mensch und ihre ethische Haltung, (2) ihres soziokulturellen Kapitals und ihrer soziokulturellen Eigenschaften, (3) ihres sozialen Status und ihres politischen Engagements, (4) ihrer Eigenschaften, und (5) als glaubensbasierte Kulturgruppe. Die Ergebnisse zeigen, dass ethnische Identität und Muttersprache Faktoren sind, die es bei der Untersuchung der alevitischen Identität zu berücksichtigen gilt, und dass In-Group-Repräsentationen wichtige Beiträge zum Verständnis des Inhalts des Identitätsbildungsprozesses leisten können. Im letzten Teil des Aufsatzes wurden die vorliegenden Ergebnisse auf der Grundlage von Ansätzen, die soziale Identität und soziale Repräsentation in den Vordergrund stellen, aus sozialpsychologischer Perspektive und unter Bezugnahme auf verwandte sozialwissenschaftliche Disziplinen diskutiert und die Grenzen der vorliegenden Studie erörtert.

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Veröffentlicht

2021-07-06

Zitationsvorschlag

[1]
Karlıdağ, S. und Kuşdil, M.E. 2021. Eine sozialpsychologische Perspektive auf das Identitätsrepertoire von Aleviten im städtischen Leben: Die Rolle von ethnischer Identität, Muttersprache und In-Group-Repräsentationen bei der Selbstkategorisierung. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 23 (Juli 2021), 43–80. DOI:https://doi.org/10.24082/2021.abked.288.

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