Werkzeuge eines theologischen Kommunikationsereignisses: Alevitisch-bektaschitische Tercüman-Gebete

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.24082/2020.abked.280

Schlagworte:

Alevi-Bektaschi, Tercüman, Bittgebete(Dua), Ritual, Kommunikation

Abstract

Tercüman“ ist ein bedeutender ritueller Begriff innerhalb des alevitisch-bektaschitischen Glaubenssystems. Bittgebete, die in Vers- oder Prosaform gegliedert sind und von denjenigen aufgesagt werden, die die Dienste innerhalb des Cem-Rituals ausführen, werden als Tercüman bezeichnet. Der Inhalt des aufgesagten Tercüman ändert sich je nach Inhalt des durchgeführten Dienstes. Im Kontext des Cem übernehmen die Tercümans die Funktion der Übermittlung des Wunsches nach Segnung des durchgeführten Dienstes und der Person, die den Dienst ausführt. Somit teilt derjenige, der den Dienst ausführt, auf der Mikroebene dem Dede, der der Glaubensführer ist, der das Cem leitet, und auf der Makroebene Gott durch Anrufung seinen Zustand mit und übermittelt ihnen seine Absicht. Dem Tercüman wird geantwortet, indem vonseiten des Dedes ein Gülbank-Gebet gesprochen wird. Durch diese Antwort findet zwischen dem Dienstausführenden und dem Dede ein Kommunikationsereignis statt, dessen Codes einen theologischen und mythischen Charakter tragen.
Die zur Kommunikation gehörenden Codes im Cem, die die Besonderheit zeigen rituell zu sein, werden durch die Glaubens- und Kulturgemeinsamkeit zwischen den Sendern und Empfängern geformt. Zwischen beiden Seiten gibt es Werte und Glauben, über die sich verständigt wird, ohne dass sie besprochen werden. Das, was bei ihrer Entstehung entscheidend ist, ist auf direkte Weise die traditionelle Struktur selbst. Im rituellen Kontext ist es das Ziel aller Praktiken, die durch die gemeinsamen Glaubens- und Kulturcodes entstehen, Zeit und Ort aus dem Alltäglichen herauszunehmen. Die Glaubensführer und Dienstausführenden, die die cemausführenden Personen darstellen, sprechen während des Cems einige sich wiederholende Sätze auf. Diese Ausdrücke bestimmen den Inhalt der Rituale und bei ihrer Formulierung wurde statt einer täglich verwendeten Sprache eine künstlerische Sprache bevorzugt.
Die Kommunikation, die während des Cem-Rituals zwischen einem Ausführenden und einem anderen Ausführenden sowie zwischen Ausführenden und Teilnehmern geführt wird, stellt eine dialogische Kommunikation dar, deren Codes verschlüsselt sind. Und wer in welcher Phase welche Ausdrücke zu sprechen hat, ist bereits vorher durch die traditionelle Struktur festgelegt. Diese Arbeit wird sich, nachdem Informationen über die alevitisch-bektaschitischen Tercümans gegeben worden sind, auf die Bedeutungen der Tercümans, die von den Dienstausführern gesprochen werden, im rituellen Kontext fokussieren. Und es wird versucht werden, das Kommunikationsmodel, das sich zwischen dem Dienstausführer und dem cemleitenden Dede entwickelt und einen theologischen Charakter aufweist, in eine lesbare Form zu bringen.
Die in diesem Aufsatz verwendete Datenmenge wurde auf so eine Weise kontextbezogen zusammengestellt und klassifiziert, dass sie eine ganzheitliche Interpretation der alevitisch-bektaschitischen Tercümans ermöglicht. Daten, die durch Ritualaufnahmen verschiedener Ocaks, Ritualsysteme (Sürek) und Regionen sowie Interviews gesammelt wurden, wurden in Anbetracht der Begrenztheit von Aufsätzen ausgewertet.

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Veröffentlicht

2020-06-25

Zitationsvorschlag

[1]
Ersal, M. und Erdem, D.G. 2020. Werkzeuge eines theologischen Kommunikationsereignisses: Alevitisch-bektaschitische Tercüman-Gebete. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 21 (Juni 2020), 61–98. DOI:https://doi.org/10.24082/2020.abked.280.

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