Bayrak Kuşçuoğlu: Der große Dichter der Ahl-e Haqq/des Hünkâri-Glaubens

Abstract

Als Nachfolger des Gründers der Ahl-e Haqq/des Hünkâri-Glaubens, Sultan Sahak, übernahm Schah Ibrahim die Führung der Glaubensgemeinschaft. Bayrak Kuşçuoğlu ist ein Poet und der berühmteste Dichter der Periode Schah Ibrahims. Die Tatsache, dass Bayrak Kushcuoglu in seinen Gedichten von Zandschan-Soltaniye, der Hauptstadt des Staates der Ilchanen im heutigen Iran, spricht und Dichter der Periode Schah Ibrahims war, deutet stark darauf hin, dass er in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebte.

Die 24 Großen Dichter, die im Türkischen Söyleyici, im Persischen Guyende und im Arabischen Kelâmgu genannt werden, verliehen ihrem Glauben von Beginn an durch türkische Gedichte Ausdruck. Bei den Großen Dichtern handelt es sich um: 1- Bayrak Kuşçuoğlu, 2-Kul Veli, 3-Kuloğlu, 4-Kalender, 5-Hasan 6-Şahsuvaroğlu, 7-Nemmame, 8-Ali, 9-Yunus, 10-Ağaoğlu, 11-Şeyhi Can, 12- Yadigar, 13-Kamber, 14-Budak, 15-Ulu Baba, 16-Amir, 17-Kulu, 18-Kul Kasım, 19-Mezidoğlu, 20-Gündüz, 21-Fethi, 22-Turabi, 23-Mahmud, und 24-Ahmed. (Zweifellos gab es in den folgenden Perioden Dichter, deren Werke sich an andere ethnische Gruppen richteten).

Personen, die sich mit der Ahl-e Haqq beschäftigen, gehen in Bezug auf die 24 Großen Dichter davon aus, dass Kul Veli und Kuloglu mit Hadschi Bektasch Wali und Yunus mit Yunus Emre verwandt sind. Unter den Anhängern des Glaubens ist die türkische Atesh Beyli-Gemeinschaft die größte Gemeinschaft, innerhalb derer der Anteil der Ahl-e-Haqq-Anhänger verschiedenen Schätzungen zufolge bei 30-40 % liegt.

Während die mit dem schiitischen Glauben kompatiblen reformistischen Werke von Nimetullah Ceyhunabadi (1871-1920) und seinem Sohn Nurali Elâhi (Nur Ali Shah, 1895-74), die als populäre Schriftsteller des Ahl-e Haqq-Glaubens gelten, im Iran Verbreitung fanden, fühlten sich die Ahl-e Haqq-Intellektuellen aus Täbris gedrängt, die Wahrheiten des (orthodoxen/Mainstream) Glaubens zu verkünden.

Obwohl das in der Saranjam schriftlich festgehaltene Wissen sich auch im kollektiven mündlichen Gedächtnis der Ahl-e Haqq-Gemeinschaft nach wie vor großer Lebendigkeit erfreut, lagen die Saranjam, die Minorsky 1843 als eine der Hauptquellen der Ahl-e Haqq-Intellektuellen aus Täbris ausfindig machte, oder aber eine gleichwertige Saranjam nicht vor. Wäre dies der Fall gewesen, wären ihnen die heiligen Dichter Baba Tahir-i Üryan und Sail, der Dichter des langen Gedichts, das den Glauben der Ahl-e Haqq in der Saranjam erläutert, möglicherweise bekannt gewesen.