Über die Unterschiede zwischen der Lehre und der Darbietung der Musikübertragung bei den Aleviten: Am Beispiel von Şah Sult

Autor/innen

  • Seval Eroğlu Müzikoloji ve Müzik Teorisi, Sanatçı

DOI:

https://doi.org/10.24082/2018.abked.211

Schlagworte:

Das soziale Geschlecht, Musik, Alevitentum, Âşık (Volkssänger, -dichter), kulturelle Übertragung

Abstract

Das Alevitentum, welches als Glaube, Philosophie und Lebensstil alle Geschöpfe entsprechend der Vorstellung der Einheit des Seins (Vahdet-i Vücut) als eine Einheit begreift, basiert auf menschliche Vernunft und Gewissen. Die Kernlehre des Alevitentums handelt vom Frieden, Gleichheit, Liebe und Respekt. In Anbetracht dessen verfolgt die alevitische Lehre das Ideal, dass die “vollkommenen Menschen”, die als das Wertvollste unter den Geschöpfen verstanden werden, die Phasen des Konzepts der “Vier Pforten und Vierzig Stufen” bekannt machen und in die Lebenspraxis übertragen.

Die alevitische Lehre wurde über Jahrhunderte hinweg generationenübergreifend durch mündliche Überlieferungen und kulturelle Performance weitergegeben und wird auch gegenwärtig weitergegeben. Musik kann als eine kulturelle Performance- Einheit der Lehre definiert werden und gilt daher wegen ihrer Wirkung auf die Vernunft und auf das Gewissen als der wichtigste Faktor bei der Schaffung des idealen Menschenmodells. In diesem Kontext erweist sich die Musik als unverzichtbar in der Tradition der freundschaftlichen Unterhaltung, die vom Standpunkt der Selbstaufklärung des Individuums bis hin zum Konsensus über den Gesellschaftsfrieden reicht. Die enge Verbindung der Musik zur mündlichen Kultur führt zu einer starken Reflexion der Lehre in der Bevölkerung und zur Schaffung und Weitergabe eines gesellschaftlichen Gedächtnisses. Dabei tragen die Volksdichter und -sänger (âşık) die Hauptverantwortung bei der Neuproduktion und der Übertragung der Erinnerung, welche die Struktureinheit der Kultur und der historischen Erfahrung ist. Durch die Übertragung des sozialen Gedächtnisses über die alevitische Lehre von den Volkssängern und der -Dichtern zeigt sich das Verhältnis des Alevitentums zu religiösen, politischen, juristischen, historischen, philosophischen Themen und hierdurch wird auch seine Einstellung zu vielen Themen wie Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Religion, Politik, Recht, sozialem Geschlecht bestimmt.

Die alevitische Lehre behandelt das Thema des sozialen Geschlechts im Kontext der Chancengleichheit von Frauen und Männern. Deswegen basieren auch die von der alevitischen Lehre gebildeten Musikpraktiken aus Sicht des sozialen Geschlechts wie auf allen anderen Gebieten auch auf Chancengleichheit. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Überprüfung der schriftlichen und der gedruckten Quellen sowie der Musikpraktiken zeigt, dass die Chancengleichheit, wie sie in der alevitischen Lehre vorausgesetzt wird, in der Praxis praktisch kaum zu finden ist. Die Spuren dies Entwicklung in der Tradition der Volkssänger und -dichter lassen sich auch im Leben von Şah Sultan vorfinden.

Unsere vorliegende Arbeit untersucht das Leben und die Werke von Şah Sultan (Sultan Hatun), die eine weibliche Vertreterin der Tradition der Volkssänger und -dichter ist sowie die Volksmythen über ihr Leben aus Sicht des sozialen Geschlechts. Der Prozess des Erwerbs der literarischen und musikalischen Erfahrung von Şah Sultan, die in Arguvan ihr Leben verbracht hat, wo Glaubensaspekte über das Alevitentum sehr präsent sind, ist sehr wichtig, um den Unterschied zwischen der Lehre und der Praxis aufzuzeigen.

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Veröffentlicht

2018-12-24

Zitationsvorschlag

[1]
Eroğlu, S. 2018. Über die Unterschiede zwischen der Lehre und der Darbietung der Musikübertragung bei den Aleviten: Am Beispiel von Şah Sult. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 18 (Dez. 2018), 259–274. DOI:https://doi.org/10.24082/2018.abked.211.

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