Schah Ismail Khatai in den historischen Quellen der Ahl-e-Haqq-Aleviten
DOI:
https://doi.org/10.24082/2024.abked.470Schlagworte:
Aleviten, Schah Ismail, Safawidenstaat, Ahl-e Haqq, KızılbaşAbstract
Seit seiner Gründung hat das Kloster von Ardabil die Menschen Anatoliens angezogen und wurde für sie zu einem heiligen Ort. Diejenigen, die sich um dieses Kloster versammelten, wurden zu Anhängern der Safawiden-Meister und sorgten im weiteren Verlauf für die Entstehung eines Kizilbasch-Staates, womit sie als alevitische Gruppierung in die Geschichte eingingen. Die offizielle Gründung des Kizilbasch-Staates erfolgte unter Schah Ismail Khatai, einen Nachfahren der Dynastie. Doch Schah Ismail Khatai war für die Aleviten in Anatolien, auf dem Balkan und im Irak nicht nur der Gründer eines Staates, sondern auch ein vollkommener Meister (mürşid-i kâmil) und ein bedeutender Dichter, wobei die religiöse Bedeutung Khatais stets überwog. Dies zeigt auch die Wendung „Keine Cem ohne Khatai“, durch der diese Gemeinden die Unverzichtbarkeit Khatais zum Ausdruck bringen.
Neben den genannten Regionen gibt es auch im Iran eine bedeutende alevitische Bevölkerung. Der heutige Iran ist ein großflächiger Staat, in dem nach der Türkei die zahlenmäßig größte alevitische Bevölkerung beheimatet ist, für die der Oberbegriff Ahl-e Haqq verwendet wird. Die Ahl-e Haqq haben sich seit Jahrhunderten in allen Teilen dieser Region verbreitet und es als geschlossene Gemeinschaft geschafft, ihr Glaubenssystem zu bewahren und weiterzugeben. Die Ahl-e Haqq-Dynastien, die sich aus Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen wie Türken, Kurden, Luren und Lak zusammensetzen, haben ihr Glaubenssystem mittels einer starken mündlichen Tradition und niedergeschriebener historischer Quellen entsprechend seines Weges und seiner Konventionen bis in die Gegenwart bewahren können. In diesen historischen Quellen stößt man auf ein Glaubenssystem, das sich um Heilige und Sakrale entwickelt hat. Die Bedeutung von Schah Ismail Khatai, der im anatolischen Alevitentum eine bedeutende Rolle spielt, für die Ahl-e Haqq ist dabei von besonderem Interesse. Aus einer historischen Perspektive betrachtet, sollte sich die Geschichte der Ahl-e Haqq nicht wesentlich von der der Aleviten in Anatolien und auf dem Balkan unterscheiden. Dass die Ahl-e Haqq infolge der Entstehung des Kizilbasch-Staates wie die Aleviten Anatoliens und des Balkans Teil der safawidischen Geschichte, ist selbstverständlich. Der Stellenwert Khatais für die iranischen Ahl-e-Haqq-Aleviten und ihr Blick auf Schah Khatai sind jedoch bisher nicht unter Bezugnahme auf die verfügbaren historischen und religiösen Quellen behandelt worden.
Aus den von den Ahl-e Haqq anerkannten Quellen geht hervor, dass Schah Ismail Khatai eine herausragende Stellung einnimmt. In den in dieser Studie konsultierten Quellen wird Khatai von den Ahl-e-Haqq-Dynastien als Verkörperung der heiligen Persönlichkeiten dieses Glaubenssystems angesehen. Zudem wird er in den Dichtungen und Liedern (deyiş/nefes) der Aschik und Guvende der Ahl-e-Haqq häufig zusammen mit den heiligen Persönlichkeiten dieses Glaubenssystems erwähnt und als Heiliger angesehen. In den Quellen, die in verschiedenen Sprachen verfasst wurden, wird Schah Ismail Khatai als eine Persönlichkeit beschrieben, die in einer bestimmten Epoche auftrat, um den Weg der Wahrheit (Gottes) zu verbreiten.
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