Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat zum letzten mal die türkische Regierung aufgefordert, “Die Aleviten offiziell anzuerkennen”!
DOI:
https://doi.org/10.24082/abked.2016.14.004Schlagworte:
EGMR, Alevite, Alevitum, die Probleme der AlevitenAbstract
Der alevitische Glaube ist eine Verkündigung, der viele unterschiedliche Eigenschaften in sich verbirgt und sich dadurch in vielerlei Hinsicht von der sunnitischen Islamdeutung unterscheidet. Die Aleviten bilden die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in der Türkei und es wird vermutet, dass in der Türkei mindestens 15 Millionen Menschen der alevitischen Glaubenswahrheit angehören. Obwohl die Republik Türkei laizistisch aufgebaut ist, werden die islamischen Religionsdienste in der Türkei als Aufgabe des öffentlichen Dienstes verstanden. Die Aleviten können jedoch von diesen Diensten nicht profitieren. Darüber hinaus ist es auch nicht mit dem Prinzip der Neutralität - des Staates - und dem Grundsatz des Laizismus vereinbar, dass die öffentlichen Religionsdienste nur an die sunnitischen Muslime adressiert werden. Darüber hinaus sind die Aleviten mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, welche die Struktur des Präsidiums für Religionsangelegenheiten (DIB), den verpflichtenden Religionsunterricht für alle und die Anerkennung der alevitischen Gebetshäuser (cemevi) als offizielle Gotteshäuser betreffen. Die Aleviten fordern vom Staat, Budgets für die Ausübung des alevitischen Glaubens zur Verfügung zu stellen, die religiösen Führer der Aleviten als Staatsbeamte anzustellen und den alevitischen Gebetsstädten (cemevi) einen offiziellen Status als Gotteshaus zu geben.
Dieser Artikel verfolgt im wesentlichen das Ziel, die Klagen und Prozessergebnisse, die vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte über Aleviten behandelt werden, im Rahmen der Religions- und Glaubensfreiheit zu analysieren.