Die Verfolgung des Hurufismus während der ersten Herrschaftsperiode von Mehmed II. (1444-1446) und das Ereignis von Edirne
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https://doi.org/10.24082/2023.abked.406Schlagworte:
Hurufismus, Bektaschitentum, Ereignis von Edirne, Gründungszeit des Osmanischen Reiches, Mehmed IIAbstract
Der Hurufismus ist eine philosophische und mystische Denkbewegung, die von Fazlullah Hurufi, der im 14. Jahrhundert lebte, systematisiert wurde. Ursprünglich entwickelte sich der Hurufismus in den Grenzen des historischen Aserbaidschan und Irans, die unter der Oberhoheit des Timuridenreiches standen. Später verbreitete er sich auch im heutigen Iran, im historischen Chorasan, in Anatolien und auf dem Balkan. Da die Anhänger des Hurufismus es nach dem 15. Jahrhundert vorzogen, im Verborgenen zu agieren, ist der Hurufismus im Allgemeinen ein schwer zu verstehendem Phänomen. Zweifellos trägt dazu auch die Tatsache bei, dass die Lehre des Hurufismus in einer „geheimnisvollen Sprache“ formuliert ist. Diese Schwierigkeit tritt besonders deutlich bei den Hurufi zutage, die während der Zeit des Osmanischen Reiches lebten. Weiter verstärkt wird die allgemeine Ungewissheit durch den Umstand, dass es verschiedene Dichter und Schriftsteller gab, die, selbst wenn sie keine Hurufi waren, in ihrer Arbeit von dem Hurufismus beeinflusst waren oder in ihren Werken Themen behandelten, die an den Hurufismus erinnern. Weniger obskur als die Geschichte ist hingegen das Denken des Hurufismus, das uns heute dank diverser Studien, die in den letzten fünfzig Jahren durchgeführten wurden, besser bekannt ist. Nach ihren schlechten Erfahrungen im Timuridenreich zogen die Hurufi es vor, in Anatolien unterzutauchen und ihre Existenz in bestimmten Orden, insbesondere dem der Bektaschiten, fortzusetzen. Auch im Balkan sind die Hurufi beispielsweise in Albanien und Mazedonien stark vertreten. Sieht man sich die von den Hurufi verfassten Werke und andere historische Aufzeichnungen an, wird deutlich, dass die Hurufi das religiöse Denken der damaligen Zeit stark beeinflusst haben. Das erste große Problem, mit dem die Hurufi im osmanischen Herrschaftsgebiet konfrontiert wurden, betrifft eine Reihe von Ereignissen, die sich um 1444 in Edirne zutrugen. Bei diesen Ereignissen wurden einige einflussreiche Hurufi, die Mehmed II. nahestanden, und viele weitere Hurufi hingerichtet. Diese Ereignisse fanden vor dem Hintergrund politischer Unruhen und eines drohenden Krieges in Edirne in jenem Jahr statt. In dieser Studie wird untersucht, ob die Maßnahmen gegen die Hurufi möglicherweise mit einer Spaltung am osmanischen Hof zusammenhängen könnten. Wie einige Historiker hervorgehoben haben, stellen diese Ereignisse einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Hurufis dar. Sie waren einer der Faktoren, die das Verhalten der Hurufis in der Folge maßgeblich beeinflussen sollten. In dieser Studie werden die Beziehungen der Hurufis zu Mehmed II. und ihre anschließende Verfolgung im Kontext der Atmosphäre jener Zeit analysiert. Darüber hinaus wird erörtert, ob es sich bei den Ereignissen in Edirne um einen Aufstand oder eine Rebellion der Hurufi handelte, und schließlich wird im Kontext des Verhältnisses der Hurufi zum Bektaschitentum diskutiert, wie sich diese Ereignisse in der Folge auf das Verhalten der Hurufi ausgewirkt haben könnte.
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