Vom Sakralen zur Fiktion: Die alevitisch-bektaschitische Besuchskultur in Talip Apaydins Romanen

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DOI:

https://doi.org/10.24082/2022.abked.399

Schlagworte:

Talip Apaydın, Besuchskultur, Heiligenkult, heiliger Ort, Glaubensnarrative

Abstract

Im alevitischen Glaubenssystem werden traditionelle rituelle Praktiken ähnlich wie bei Cem-Gottesdiensten, Niyaz, Semah-Tänzen, den zwölf Diensten, dem Überstreifen des Hemdes, und dem Aşure auch in Bezug auf den Besuch heiliger Orte stark gepflegt. Hierbei handelt es sich darum, dass bestimmte Orte, die aufgrund von Ahnen- und der Naturkult (Baum, Feuer, Wasser, Erde, Fels, Berg) als heilig gelten, mit verschiedenen Bitten und Wünschen aufgesucht werden. Teil dieser Besuchskultur sind an heiligen Orten begangene Rituale, Narrative über den Glauben, das Erleben heiliger Orte und die Motivation zur Teilnahme. Dabei zeigt sich, dass die Besuchskultur nicht nur im traditionellen Leben der Aleviten sondern auch in der fiktionalen Welt sehr lebendig ist und dass Autoren, die sich gut mit der alevitischen Glaubenskultur auskennen, ihre Figuren und fiktionalen Orte entlang von Glauben, Erzählung, Ritual und Erfahrung in Anlehnung an echte heilige Orte gestalten.

Diese Studie untersucht, wie sich die Besuchskultur als wichtiger Ausdruck des traditionellen Kontextes im alevitisch-bektaschitischen Glauben im Hinblick auf Rituale an heiligen Orten, Glaubenserzählungen und Volksglauben in den Romanen des Schriftstellers Talip Apaydın, der als Schüler eines der sogenannten Dorfinstitute besuchte, widerspiegeln. Sowohl qualitativ als auch quantitativ liegt die Bedeutung der Besuchsorte in den Romanen von Talip Apaydın darin, dass seine Figuren an diesen heiligen Orten interagieren. Geprägt durch die glaubenskulturelle Kontinuität vom Ahnenkult bis zum Heiligenkult wird die Besuchskultur in der mündlichen Überlieferung, die Ausdruck der Tradition von Narrativen über den Glauben ist, und in den Ritualen der heiligen Orte symbolisiert. In Apaydıns Romanen wird diese Kultur mittels ausführlicher Beschreibungen detailliert dargestellt. In dieser Studie wird für die Orte Ballı-Baba-Tekke, Tacım-Dede-Tekke und Keçecidede-Grab aus einer raum- und erfahrungsorientierten Perspektive und unter Berücksichtigung des Kosmos an Narrativen und Ritualen analysiert, wie sich die alevitisch-bektaschitische Tradition des Besuchs heiliger Orte in Apaydıns Romanen widerspiegelt. Dabei wird deutlich, dass die Volkskultur, die im schriftstellerischen Werk Apaydıns durch viele reiche materielle und spirituelle Beispiele eingefangen ist, als Glaubenskultur im Kontext von Glauben, Narrativ, Ritual, Erfahrung und Motivation in der Fiktion umfassend verarbeitet wird.

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Veröffentlicht

2022-12-30

Zitationsvorschlag

[1]
Akın, E. 2022. Vom Sakralen zur Fiktion: Die alevitisch-bektaschitische Besuchskultur in Talip Apaydins Romanen. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 26 (Dez. 2022), 106–134. DOI:https://doi.org/10.24082/2022.abked.399.

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