Träume und das Motiv des Weins im Werdensprozess einer Volksdichterin: Âşık Mah Turna aus Diyarbakır

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.24082/2022.abked.353

Schlagworte:

Aleviten, Volksdichterinnen, Âşık Mah Turna, Traum, bâde

Abstract

In Südostanatolien gibt es seit jeher zahlreiche alevitische Ocaks. Auch in Diyarbakır, das in dieser Region liegt, lassen sich diverse Ocaks ausfindig machen. Jahrelang hielten die Ocaks hier ihre Rituale ab. Die Ocaks von Diyarbakır, in denen bis in die jüngste Vergangenheit lebhafte Cem-Rituale stattfanden, waren für viele Talips ein Grund, zu bestimmten Zeiten nach Diyarbakır zu kommen oder sich gar dort niederzulassen. Heute ist das Gegenteil der Fall. Die alevitische Gemeinde in Diyarbakır ist stark geschrumpft und nicht mehr in der Lage, Cem-Rituale abzuhalten. Diyarbakır verfügt über eine reiche alevitische Kultur und hat viele Volksdichter (Zakire und Ashiks) hervorgebracht. Anhand der Gedichte von Mah Turna, einer alevitischen Volksdichterin aus Diyarbakır, wird in dieser Studie die Stellung und Bedeutung von Mah Turna in der Volksdichter-Tradition untersucht. Die Tatsache, dass es sich bei Mah Turna um eine Frau handelt, bildet die Grundlage für unsere Studie. Da weibliche Volksdichterinnen bis in die jüngere Vergangenheit kaum untersucht wurden, hoffen wir, dass diese Studie einen kleinen Beitrag zu diesem Thema leisten kann. In den letzten Jahren ist die Zahl der Studien über Volksdichterinnen gestiegen. In der Vergangenheit wurden Künstlerinnen bei der Zusammenstellung von Kompilationen meist ignoriert. Nur wenn der eigentliche Urheber nicht ausfindig gemacht werden konnte, griff man auf weibliche Interpretinnen zurück. Mittlerweile wurden mehrere Forschungsarbeiten vorgelegt, die zeigen, dass es zahlreiche weibliche Volksdichterinnen gibt. Um einen weiteren Beitrag zu solchen Studien zu leisten, hielten wir es für angebracht, uns in der vorliegenden Arbeit mit einer Volksdichterin zu befassen. Mah Turna ist eine wichtige Schöpferin und Trägerin der alevitischen Volksdichtungstradition. Mah Turna wurde zur Ashik, indem sie im Traum Bâde aus der Hand des Propheten Muhammad trank. Deshalb zählt sie in der Tradition der alevitischen Volksdichtung zur Gruppe der Bâdeli Aşık. Aufgewachsen in der alevitischen Tradition hat Mah Turna an Cem-Gottesdiensten und Muharram-Trauerriten teilgenommen und ist eine lebende Zeugin und Schöpferin ihrer Tradition. Der Glaube der alevitischen Gemeinschaft, der sie angehört, prägen Mah Turnas Identität als Volksdichterin. Die negativen Erfahrungen anderer weiblicher Volksdichterinnen hat auch Mah Turna, wenn auch nur teilweise, machen müssen. Diverse Schwierigkeiten überwindend setzt sie jedoch die Tradition der Volksdichter fort. Von Âşık Niyazi lernte sie, wie man Gedichte mit Versmaß schreibt, von Zakir Bektaş Atabay, wie man die Divan-Saz spielt, und von Zakir Hanifi Atabay, wie man die Langhalslaute Çöğür spielt. Mah Turna ist eine bâdeli Ashik, die eine Meister-Lehrlings-Ausbildung durchlaufen hat. Die Informationen über das Leben und die Gedichte von Mah Turna sind dem Werk Diyarbakırlı Bir Halk Şairi Âşık Mah Turna [“Âşık Mah Turna: Eine Volksdichterin aus Diyarbakır”] von Bülent Akın entnommen.

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.

Veröffentlicht

2022-07-15

Zitationsvorschlag

[1]
Yalçınkaya, F. 2022. Träume und das Motiv des Weins im Werdensprozess einer Volksdichterin: Âşık Mah Turna aus Diyarbakır. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 25 (Juli 2022), 66–89. DOI:https://doi.org/10.24082/2022.abked.353.

Ausgabe

Rubrik

Artikel