Hasan Onats wissenschaftliche Arbeiten und Beiträge im Feld alevitischer Tradition

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DOI:

https://doi.org/10.24082/2021.abked.323

Schlagworte:

Hasan Onat, Historiker für islamische Konfessionen, Studien zum Alevitentum, Beitrag zum Fe

Abstract

Dieser Artikel beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Arbeiten und Beiträgen von Prof. Hasan Onat, der am 26.09.2020 das Zeitliche segnete, im Feld alevitischer Tradition. Onat war ein bedeutender, in der Türkei ausgebildeter Akademiker und Denker.

Als Historiker für islamische Konfessionen führte er zahlreiche wissenschaftliche Studien zu diversen Themen der klassischen Epoche, der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart durch, unter anderen zu dem frühen Schiitentum, dem Schiitentum des 20. Jahrhunderts, dem iranischen Schiitentum, konfessioneller Diskriminierung, interkonfessionellen Konflikten und überkonfessionellen Ansätzen. Darüber hinaus leistete er durch die Beaufsichtigung von Diplom- und Doktorarbeiten zu konfessionellen und theologischen Strömungen wie den Charidschiten, der Murdschi’a, den Zaiditen, der Muʿtazila, der Karrāmīya, den Ismailiten, der Aschʿarīya, der Māturīdiyya, den Imamiten, dem Drusentum und den Qarmaten – insbesondere zu den klassischen Epochen der genannten Strömungen –, Begriffen wie dem Mahdi, der Bātinīya, dem Imamat, den Rāfida und der Ahl al-bait und schließlich Persönlichkeiten wie Abū l-Qāsim ʿAbdallāh ibn Ahmad al-Kaʿbī al-Balchī und Dschaʿfar as-Sādiq wichtige Beiträge zur Geschichte islamischer Konfessionen. Onat verfasste zudem Artikel zu diversen aktuellen Themen wie Globalisierung, Säkularisierung, Identität, Politik, Religionsunterricht, Familie, Freiheit, Gewalt, interkonfessionelle Konflikte usw.

Es lässt sich dabei erkennen, dass Onat einen methodischen Ansatz verfolgte, der sich an folgenden Grundsätzen orientierte: Überall dort wo es Menschen gibt, gäbe es auch Religionen. Es seien wiederum die Menschen, die Religion (Texte) auslegen, ausleben und institutionalisieren. Orden oder gemeindeartige religiöse Organisationen seien auf Interpretation gegründet, weshalb jedes religiöse Verständnis und jede Form der Institutionalisierung von Religion menschgemacht sei. Da diese Interpretationen und Institutionalisierungsprozesse von Ideen und Ereignissen, die zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten in verschiedenen Bereichen wie Politik, Ökonomie usw. stattfinden, abhängig seien, sollte keine Strömung sich mit dem Islam identifizieren und behaupten, dass es eine einzige richtige Auslegung der Religion gäbe. Onat postulierte weiter, dass keine Organisation im Zustand ihrer ursprünglichen Entstehung bleibe, sondern sich im Zuge kontinuierlicher Veränderung und Verwandlung stets weiterentwickle, weshalb diesbezüglich von Prozessen zu sprechen sei. Der Versuch, eine religiöse Auffassung oder Gruppe zu verstehen, erfordere demzufolge, dass man deren eigene Schriften und Begriffe berücksichtige, deren Entstehung wiederum in Abhängigkeit von den zuvor genannten Faktoren zu denken sei. Dabei sei es unausweichlich, dass sich unter dem Einfluss der benannten Faktoren unterschiedliche religiöse Auffassungen herausbildeten. Es fällt daher auf, dass Onat die Unterschiede, die sich um die konstitutiven Prinzipien der Religion herum herausgebildet haben, als Reichtum betrachtet und somit ein Feingefühl für die Möglichkeit eines Zusammenlebens unter Beweis stellt.

Onat stand Diskussionen über die alevitische Tradition, die im Zusammenhang von Entwicklungen in der Welt und in der Türkei geführt wurden, nicht gleichgültig gegenüber, sondern führte selbst Studien zu diesem Thema durch und leitete seine Studierenden zu entsprechenden wissenschaftlichen Arbeiten an. Onat arbeitete zu wichtigen Persönlichkeiten wie Ahmed Yesevi und Hadschi Bektasch Wali, zu Orden wie denen der Bektaschi und der Qizilbasch und zu Schriften wie der Walāyat-Nāma und den Geboten (Buyruk) und beschäftigte sich mit praktischen Aspekten im Feld wie z.B. am Beispiel der Stadt Çorum, Phänomenen, Begriffen und Symbolen wie z.B. Kerbela, Debatten über die Identitätsfrage und zum Verhältnis von Identität und Theologie und schließlich Diskussionen in Bezug auf die alevitische Tradition, die im Zusammenhang mit dem Religionskultur- und Ethikunterricht und dem Präsidium für Religionsangelegenheiten in der Türkei stattfanden. Er betreute seine Studierenden in Doktorarbeiten zum Thema der Differenzierung der Qizilbasch und über die Buyruks.

Onat verfolgte im Umgang mit diesen Themen einen methodischen Ansatz, den er im Feld der Geschichte islamischer Konfessionen mit großem Feingefühl herausarbeitete, und leistet auf diese Weise wichtige Beiträge zur Forschung im Bereich alevitischer Tradition. Unter besonderer Berücksichtigung ebendieses für Onat kennzeichnenden Feingefühls werden in diesem Artikel seine Beiträge zum Feld alevitischer Tradition behandelt.

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Veröffentlicht

2021-07-06

Zitationsvorschlag

[1]
Üçer, C. und Toköz, M. 2021. Hasan Onats wissenschaftliche Arbeiten und Beiträge im Feld alevitischer Tradition. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 23 (Juli 2021), 1–42. DOI:https://doi.org/10.24082/2021.abked.323.

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