Wunder (Keramet) im alevitisch-bektaschitischen Glauben

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.24082/2020.abked.294

Schlagworte:

Alevitentum-Bektaschitentum, Wunder der Heiligen, Menkabe, Walî, Pir-Ocak

Abstract

In der sufistischen Tradition wird das Wort Keramet (Wunder) benutzt, um einen außergewöhnlichen Zustand einer Person zu beschreiben, ohne in Verbindung zu Behauptungen in Bezug auf das Prophetentum zu stehen. Der Begriff Keramet ist in der Geschichte des Sufismus mit dem Glauben an Heilige (Walî) einhergegangen und wurde mit der Zeit ein untrennbarer Teil dieses Glaubens. Dass die Heiligen während ihres Lebens oder nach ihrem Tod manche Wunder bewirken, wird dem Glauben nach als eine Huld an die von Gott geliebten Gläubigen betrachtet.

Diese Wunder der Personen, die die Stufe des Walîs erreicht haben, wurden in Werken zusammengetragen, denen in unserer Literatur der Name “Menakıbname” gegeben wurde. Diese “Menkabe” bzw. Wunder sind von Bedeutung, um die dunklen Aspekte unserer Geschichtewie Legenden, Erzählungen, Sagen, Märchen usw. unserer Volksliteratur sowie die Glaubens- und Denkstruktur, Vorstellungswelt und die Lebensweise unserer Gesellschaftwiderzuspiegeln. Allerdings gibt es einen Aspekt, der die Wunder von anderen Typen unterscheidet, denn so wie diese Texte die dunklen Aspekte der Geschichte erhellen, besitzen sie auch die Funktion, die Gemeinschaftsmitglieder aus religiöser und moralischer Sicht zu erziehen. Außerdem spiegeln sie die Gefühlsintensität des Volkes auf höchster Ebene wieder, was in Bezug auf die Verstärkung der Verbundenheit zum Glauben auch ein Punkt ist, der betont werden muss.

Es wurden wichtige Arbeiten über das Wunderwirken der Heiligen, das zu den Erzeugnissen der islamischen Periode der türkischen Kultur gehört, durchgeführt. Allerdings wurde festgestellt, dass auch heute weiterhin Wunder um religiöse Größen, die vom Volk als Heilige betrachtet werden, geschaffen und erzählt werden. Diese Wunder, denen wir mehrheitlich in der alevitisch-bektaschitischen Tradition begegnen, werden unter Talips mit großer Überzeugung erzählt.

In dieser Arbeit wurden die Wunder behandelt, von denen geglaubt wird, dass sie von den Personen, die das Volk der alevitisch-bektaschitischen Tradition nach als Heilige betrachtet, sowohl zu Lebzeiten als auch nach ihrem Tod gewirkt wurden. Die untersuchten Wunder wurden in der Regel um Heilige herum geschaffen, die in der nahen Vergangenheit lebten. Daher gehören sie zu Heiligen, deren Einfluss auf das Volk noch immer fortwährt, und sie wurden aus dem Milieu der mündlichen und schriftlichen Kultur heraus bestimmt. Die Wunder, die der Tradition nach erhabenen Personen zugeschrieben werden, die große Würdigung seitens der Pirs, Ocakzades, Anabacıs oder des Volkes gewonnen haben, wurden zunächst in Bezug auf ihre Inhalte und Quellen ihrer Motive untersucht. Außerdem wurden im Rahmen der funktionellen Folkloretheorie die Bedeutung und Relevanz dieser Wunder im religiösen und soziokulturellen Leben sowie ihre Rolle bei der Fortführung des Glaubens und des Zeremoniells behandelt.

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Veröffentlicht

2020-12-27

Zitationsvorschlag

[1]
Çıblak Coşkun, N. 2020. Wunder (Keramet) im alevitisch-bektaschitischen Glauben. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 22 (Dez. 2020), 25–58. DOI:https://doi.org/10.24082/2020.abked.294.

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