Die Bedeutung der Menâkıbnâmes in der alevitisch-bektaschitischen Kultur und Identitätsformation
DOI:
https://doi.org/10.24082/2020.abked.273Schlagworte:
Menâkıbnâmes, alte türkische Kultur, Vilâyetnâme, Abdal Musa, Hacım SultanAbstract
Das alevitisch-bektaschitische Verständnis und dessen Kultur, die zusammen mit dem Prozess des Übertritts der Türken zum Islam hervorkamen, verfügen parallel zur historischen Entwicklung der Kultur des Islams in hohem Maße über einen religiösen und mystischen Charakter. Obwohl die aus historischer Sicht unter den alevitisch-bektaschitischen Gemeinschaften verbreitete Kultur eine eher mündliche Kultur darstellt, ist zu sehen, dass es manche schriftliche Quellen gibt, die dem religiösen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gemeinschaften eine Richtung geben. Dementsprechend verfügt diese Kultur über manche schriftliche Codes. Die Menâkıbnâmes nehmen innerhalb dieser schriftlichen Quellen einen bemerkenswerten Platz ein.
Es kann gesagt werden, dass die Menâkıbnâmes, die unter den wichtigen Quellen der Ideen- und Mystiktradition des Islams Platz einnehmen, genauso wie die Buyruk-Texte zu den fundamentbildenden Haupttexten des alevitisch-bektaschitischen Denkens gehören. Dass sowohl das traditionelle Alevitentum als auch das Bektaschitentum ihren mystischen Charakter, der ihre Hauptnatur darstellt, und ihre Hauptinstitutionen in hohem Maße von diesen Texten ausgehend geformt haben, bildet einen beachtenswerten Umstand. Dank diesen Texten, die über einen eher mystischen Inhalt verfügen, haben wichtige religiöse/mystische Glauben und Werte, wie der Glaube an Gott (Haqq) Muhammed Ali, die Vier Tore und Vierzig Stufen, die Drei Traditionen und Sieben Pflichten und die Kontrolle der Hände, Zunge und Lende über Jahrhunderte hinweg dem alevitisch-bektaschitischen Verständnis seinen Hauptcharakter und seine Identität verliehen.
Es ist bekannt, dass innerhalb der alevitisch-bektaschitischen Kultur und Tradition zahlreiche Menâkıbnâmes existieren. Diese Menâkıbnâmes, allen voran das Menâkıb-ı Hünkâr Hacı Bektaş-ı Velî, werden innerhalb der alevitisch-bektaschitischen Gemeinschaften seit Jahrhunderten regelrecht als heilige Texte gelesen. Deshalb werden wir in diesem Aufsatz versuchen, den Fokus auf die Bedeutung der Menâkıbnâmes mit ihren Hauptinhalten und auch ihren unterschiedlichen Dimensionen in der alevitisch-bektaschitischen Kultur und der Identitätsformation zu legen. In diesem Rahmen werden zunächst durch Bestimmung, wo die Menâkıbnâmes in der alevitisch-bektaschitischen Kulturwelt und Tradition stehen und was sie alles ausdrücken, die Grenzen ihrer Bedeutungswelt hervorgebracht. Anschließend werden bedeutende Menâkıbnâmes, wie im Besonderen das Menâkıb-ı Hünkâr Hacı Bektaş-ı Velî sowie das Abdal Musa und Hacım Sultan Velâyetnâme mit ihren unterschiedlichen Dimensionen behandelt.