Die Hünkâri Die Hünkâri aus Loristan: Laks, das Zendvolk, Luren, Bachtiaren und Türken

Autor/innen

  • Ahmet Küçükkalfa

DOI:

https://doi.org/10.24082/2018.abked.199

Schlagworte:

Hünkâr Hadschi Bektasch Veli, das Volk der Wahrheit (Ehl-i Hak), Bachtiaren, Loristan, Lek, das Zendvolk, Gören

Abstract

“Der Hünkar hielt sich eine Weile bei einem Stamm auf. Er nahm sich dort einen
neu geborenen Sohn einer Schwester als Sohn an. Er vollbrachte in diesem Ort viele
Wunder. Als sie eines Tages in diesem Ort mit einer Gruppe unterwegs waren, näherten
sie sich einem Fluss an. Die Fische im Fluss erhoben ihre Häupter aus dem Wasser und
grüßten den Hünkar. Er erwiderte ihren Gruß undsagte ihnen: Danke, geht und setzt
eurer Gottesgedenken* fort (* mit dem Rosenkranz Gottes Namen erwähnen,beten).
Mit dieser Art von Wundern gewann er dieses Volk als Freund. Dieser Stamm wird
gegenwärtig als Hünkari bezeichnet.” Vilâyetname(Gölpınarlı, 1958: 17).

Das Thema, wonach Hünkâr Hadschi Bektasch Veli während seiner von Chorasan-
Nischabur nach Anatolien unternommenen Reise in dem Ort Aslanlı Sahra (Wüste
mit Löwen) einen Halt machte und hier die Löwen in Stein verwandelte, erweckte
meine Aufmerksamkeit und die Entdeckungsreise, die ich im Jahre 2016 nach Loristan
unternahm, verwandelte sich in eine Forschungsarbeit.Hünkâr kam über die traditionelle
Ost-West “Pilger-Route”, dass heißt über Hamadan-Nord Luristan (Lek-Delfan) in die
irakischen Gebiete. Wie man dies auch in der Heiligenvita (Vilayetname) desHünkâr
verfolgen kann, hatte sich in der Region der Hünkâri-Glaube etabliert, der dem Hünkâr
verbunden war.Der heutigeHünkâri-Glaube hält den Sultan Ishak, der hundert Jahre
nachHünkâr in der Region (Lek–Delfan) aktiv war, als den Glaubensgründer. Nach
der Lehre (nach dem Glauben) hieß der Name des erhabenen Schöpfers auf Persisch
“Havendkâr”. (Havendkâr, Handkâr, Havendigâr, Hüdâvendigâr, Hünkâr) Die Form
“Hünkâr” und“Hüdâvendigâr” gewann im Türkeitürkischan Bedeutung, die verweltlicht
wurde. Nach dem von Sadık Safizade zusammengestellten Heiligen Buch “Name-i
Serencam”, welches vom Glauben handelt, istHünkâr Hacı Bektâş-ı Veli derHünkâr
seiner Zeit. Der erste und der wichtigste Dichter des GlaubensistBayrak Kuşcuoğlu,
dessen Gedichte auf Türkisch sind. Die heutigen Anhänger von Sultanİshak sind die
Gemeinschaftendes “Volkes der Wahrheit, d.h. Ehl-i Hak” (und von Ali İlâhi / Aliyü’l
İlâhi”),die auf dem iranischen Gebiet leben. Ihr Glaube wurde eigentlichin Gedichtform
beibehalten. 24 Sufi-Erzähler, die “in Persisch Guyende,in ArabischKelâmgu und in
TürkischSöyleyici” genannt werden, haben den Glauben von seinem Anfangsdatum
her in türkischen Gedichten und religiösen Gesängen (Nefes)zum Ausdruck gebracht.
Şah İbrahim gilt nach dem Glaubensgründer Sultan İshak als die heiligste Person des
Glaubens, der ein Enkelkind des Glaubensgründers war und zugleich auch nachSultan
İshak die Führung des Glaubens übernahm.Bayrak Kuşcuoğlu, der ein Erzähle
(kelâmgu, guyende) der Periode vonŞah İbrahim war, ist auch der erste Erzähler und
der wichtigste, der bekannteste und berühmteste Dichter des Glaubens des Volkes
der Wahrheit. (Zweifellos gab es auch in späteren Perioden Dichter, die sich an andere
ethnische Gruppen wandten.) Die Kreise aus den Reihen des Volkes der Wahrheitsind
der Meinung, dass von den 24 Erzählern Kul Veli undKuloğlu im Zusammenhang
mitHadschi Bektasch stehen und dass Yunus mit Yunus Emre im Zusammenhang steht.
(In der Hoffnung, dass dieses Thema erforscht werden möge). Zu den Anhängern
des Glaubens gehört insbesondere dieGemeinschaft der Türk-Ateş Beyli, welche die
größte Gemeinschaft ist und der Anteil der Ateşbeyli-Gemeinschaft nach verschiedenen
Vermutungenzwischen 30% bis 40% beträgt. (Der Hünkâri-Glaube, dass heißt,das “Volk
der Wahrheit und die Gemeinschaft der Ali İlâhi /Aliyü’l İlâhi” sind Gegenstand eines
anderen Artikels.)

Nach Beginn der tausend Jahre andauernden türkischen Souveränität in der Region
des Nahen Ostens innerhalb dieser “Pilger- und Migrationsroute”, die zwischen Hamadan
und Mossoul verläuft, in der sich auch derHünkâri-Glaube etablierte, ließen sich türkisch
stämmige Gemeinschaften nieder und die Sicherheit dieser Route wurde prioritär türkisch
stämmigen Gemeinschaften anvertraut. (Nach dem Feldzug von Kanuni in den Jahren
1533-1535 befanden sich die Gebiete, die sich von der Stadt Hamadan bis nach Mossul
erstreckten, in der Osmanischen Verwaltung).

Gegenwärtig dauern die Diskussionen über die ethnische Struktur der Region Loristan
und der Laks an.Wie unsere vorliegende Untersuchung zeigt, handelt es sich bei den Laks
um türkisch stämmige Gemeinschaften, die Volksgenossen in Anatolien, ja sogar im Iran
haben.Die Region, die kontinuierlich im Interessensgebiet der Orientalisten liegt, ist Teil
unserer Kulturgeschichte.

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Veröffentlicht

2018-12-24

Zitationsvorschlag

[1]
Küçükkalfa, A. 2018. Die Hünkâri Die Hünkâri aus Loristan: Laks, das Zendvolk, Luren, Bachtiaren und Türken. Forschungszeitschrift über Alevitentum und Bektaschitentum. 18 (Dez. 2018), 341–378. DOI:https://doi.org/10.24082/2018.abked.199.

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